Es ist unser Anliegen diejenigen Behandlungsverfahren in der Physiotherapie zu stärken für die es eine Evidenz (evidence based medicine) gibt. Brauchen wir eine “Professionalisierung” und “Akademisierung” der Physiotherapieausbildung, wobei dies häufig mit einer Abwertung der etablierten Physiotherapieausbildung mit staatlicher Abschlussprüfung einhergeht? Diese Frage stellt sich eigentlich nur in Deutschland, da in einigen Ländern die Physiotherapieausbildung seit langem “akademisiert” ist. Dies bedeutet aber nicht, dass die in Deutschland etablierte Physiotherapieausbildung mit staatlichem Abschluss schlechter ist und im Umkehrschluss die “Akademisierung” und “Professionalisierung” zu einer besseren Versorung unserer Patienten führt.
Da in der Physiotherapie Patienten leitlinienkonform behandelt werden, sollte das “Erlernen von Heilmitteln” im Vordergrund stehen. “Heilmittel”, die bei Krankenkassen anerkannt und daher auch abgerechnet werden können.
Siehe auch Wikipedia: “Außerdem gibt es von den Krankenkassen anerkannte Fortbildungen, die mit einer Prüfung abschließen und den Physiotherapeuten anschließend zur Abrechnung des erlernten Heilmittels berechtigen. Dazu gehören unter anderem Manuelle Lymphdrainage, KG-Gerät, Bobath-Konzept, Vojta-Therapie, PNF und Manuelle Therapie.”
- Während der Physiotherapieausbildung sollten mindestens 2-3 abrechenbare “Heilmittel erlernt” werden können. Ohne diese Abrechnungsmöglichkeiten kann eine Physiotherapiepraxis kaum kostendeckend arbeiten.
- Es ist daher zu fordern, dass zumindest das Studium (Bachelor oder Master) das “Erlernen von Heilmitteln” ermöglicht. Da die Studienkosten für einen Master ca. 12.000 EUR betragen, ist mehr als ein akademischer Grad zu erwarten, der häufig Akzeptanzprobleme hat, vor allem da die Ausbildung je nach Institution die Bezeichnung “Lehrgang” oder “Studium” trägt. Die Unterschiede sind seither für die Studierenden nicht transparent – trotz des Bologna-Prozesses. Auch sollte die Qualitätssicherung bei einem Abschluss “Master of Science” oder “Bachelor of Science” für die Studierenden offengelegt werden. Ist ein “Master of Science” ein “Abschluss” oder ein “Titel” wie z.B. hier dargestellt?
- “Es darf nicht sein, dass Kliniken und Praxen von dem Wissenszuwachs der Mitarbeiter nur wenig profitieren, da durch die hinzugewonnene Kompetenz kaum zusätzlich Geld in die Kasse kommt… Profiteure sind die Fortbildungsanbieter. Für sie sind die Absolventen ein gewaltiger Markt …”
- Leider hat die Einführung des Bachelor- und Masterstudiums bisher wenig an diesem Dilemma geändert.
- Nach den Bologna-Kriterien sollen in Bachelorstudiengängen wissenschaftliche Grundlagen, Methodenkompetenz und berufsfeldbezogene Qualifikationen vermittelt werden. Masterstudiengänge sollen „stärker anwendungsorientiert“ und „stärker forschungsorientiert“ sein.