Führt die “Professionalisierung” der Physiotherapieausbildung zu einem besseren Verständnis einer evidenzbasierten Therapie und gewährleistet einen aktuellen Wissensstand? Führt die “Akademisierung” zu Standards, die seit langem Universitäten auszeichnen und wie sie in der Bologna-Erklärung schon 1999 gefordert wurden? Gibt es die nachhaltige Qualitätssicherung in Verbindung mit der Entwicklung geeigneter Vergleichsmaßstäbe? Dies ist besonders wichtig, da Bachelor- und Masterstudiengänge sowohl an Universitäten als auch an Fachhochschulen eingerichtet werden können. Studiengänge sollten akkreditiert sein. Vor allem ist mehr Transparenz wie z.B. eine allen zugängliche detaillierte Studienordnung und Prüfungsordnung zu fordern.
- Dies sei am praxisnahen Beispiel der Bewertung von Bachelor- und Masterarbeiten aufgezeigt. Wer begutachtet und bewertet BSc oder MSc Arbeiten? Wie bei Hochschulen üblich, sollte das Erstgutachten vom Betreuer der Arbeit, der das Thema, Methoden, Techniken und Geräte einbringt, verfasst werden. Welche Qualifikation ist hierfür erforderlich? Sollte vor allem bei Master of Science Arbeiten der Gutachter wissenschaftlich publiziert haben (in PubMed erfasst mit welchem Impact Factor)?
- Welche Widerspruchverfahren zur Leistungsbewertung gibt es? Wenn es in der Prüfungsordnung keine spezielle Regelung gibt, sollte eine Anfechtungsklage erwogen werden. Begründing: Gutachten ist wissenschaftlich nicht haltbar und die Vergabe der Note ist daher als rechtsfehlerhafter Verwaltungsakt aufzuheben.
- Fragen zu klären vor Beginn eines 12.000 EUR Studiums, dessen Abschluss, i.e. Masterarbeit häufig nur vom Wohlwollen/Urteil des Veranstalters abhängt. Wie viele der Studierenden haben den Abschluss innerhalb der regulären Studienzeit erreicht? Warum musste das Studium verlängert werden (mit laufendem Semesterbeitrag)? Wie viele Masterarbeiten wurden erfolgreich abgeschlossen? Mit welcher Begründung wurden Masterarbeiten abgelehnt? War die Ablehnung die alleinige Entscheidung des Leiters (PT) des Lehrgangs wobei der Fachgutachter , der kein PT ist, umgangen wurde? Wie oft kam es vor, dass wegen mangelhafter Kommunikation eine Masterarbeit wiederholt werden musste? Wurden die Studierenden rechtzeitig, falls angebracht, darauf hingewiesen das Votums einer Ethikkomission einzuholen? Wie oft kam es vor, dass eine bereits mit Prägung vorliegende Arbeit neu geschrieben werden musste?
- Vor allem Masterarbeiten sollten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden (Download als PDF) falls wesentliche Teile nicht über PubMed zugänglich sind. Es ist nicht zeitgemäß Masterarbeiten (mit Silber- oder Goldprägung) in einer schwer zugänglichen Bibliothek zum Einsehen vorzuhalten. Zumindest sollten Masterarbeiten in Physiotherapie katalogisiert werden und im regulären Bibliotheksverkehr angefordert werden können.
- Entscheidend für die spätere Beurteilung der Studierenden ist nicht der Abschluss “Master of Science” sondern der Nachweis, dass die Mastearbeit zur besseren Versorgung von Patienten beitragen konnte. Dazu müssen die Ergebnisse aber der Öffentlichkeit zeitnah zugänglich gemacht werden. Wie viele der Masterarbeiten in Physiotherapie sind als PDF zugänglich?
- Leider wird man auch beim Thema “Masterarbeit in Physiotherapie” an den aktuellen und aufrüttelnden Artikel von T. Steffen, ZEIT Online 25. 03. 2013 erinnert “Die Tricks der Fortbildungsanbieter“: “Während bei Medizinern die entbehrungsreiche Facharztausbildung nach wenigen Jahren endet, ist die Selbstausbeutung bei Therapeuten ein Dauerzustand.”